1909 Auszug aus der 100-Jahr Chronik zum Schützenjahr
1909:
19201898
Der Orden des Schützenkönigs Peter Quast.
Als Königin weisen die Aufzeichnungen Anna Maiworm aus.
Peter Quast war
bereits im Jahr 1905 Rüblinghauser Schützenkönig und wiederholte
damit als
erster Schütze den Königstitel in der noch jungen Vereinsgeschichte.
Peter Quast zum
zweiten Male Schützenkönig
Bekanntlich schoß Peter Quast
im Jahr 1905 schon einmal den Vogel. In diesem Jahr 1909 gelang es ihm
nun zum zweiten Male. Seine Königin war Anna Maiworm ("Müller's Anna").
In der am 10. Januar 1909 abgehaltenen Jahreshauptversammlung
wendete sich der Vorsitzende nochmals an die nur 31 anwesenden
Mitglieder mit dem schon fast gewohnten Aufruf, treu zum Verein zu
stehen. Über den Kassenbestand ist zu erfahren, daß dieser mit 152,85
Mark zu Buche stand. Was die Vorstandsbesetzung anbetrifft, sollte eine
Änderung der Vereinsstatuten angestrebt werden: Sämtliche Offiziere
sollten künftig auch Mitglieder des Vorstandes sein. Über die
stattgefundenen Vorstandswahlen ist überliefert, daß nunmehr
nachstehende Männer dem Vorstand des Vereins angehörten: Josef
Dornseiffer, Vorsitzender und Major; Josef Heuel, stellvertretender
Vorsitzender und Hauptmann; Konrad Dröge, Rendant und Schriftführer;
Heinrich Wacker, Wilhelm Maiworm, Franz Heuel, Josef Döppeler, Bernhard
Döppeler, Wilhelm Döppeler, Josef Rademacher, Johann Quast, Albert
Engels und Franz Albus, alle als Beisitzer.
Jetzt tauchte auch
wieder die Uniformfrage auf, denn der Vorsitzende sprach die Erwartung
aus, "daß sämtliche Offiziere sich die Anschaffung von Uniformröcken
angelegen sein müssen". Zwar ist darüber in den vorhandenen
Protokollbüchern nichts Näheres erwähnt, doch ist anzunehmen, daß es zu
diesem Thema in den Jahren 1908 und 1909 einiges Tauziehen gegeben haben
muß. Es überrascht nämlich, daß die Anschaffung der Uniformen für alle
Offiziere plötzlich zu einer Selbstverständlichkeit erhoben wurde. Was
die zu den Uniformen benötigten Achselstücke betraf, beschloß man
allerdings, sie aus der Vereinskasse zu bezahlen.
Heftiges Gerangel um den Erwerb eines eigenen
Schützenplatzes
Der Kauf eines
Schützenplatzgrundstückes hat im Vereinsleben des Jahres 1909 einen sehr
breiten Raum eingenommen: Nahezu in allen Zusammenkünften ist darüber
mehr oder weniger heftig diskutiert und häufig auch gestritten worden.
In der Generalversammlung von 1909 teilte der Vorsitzende mit, daß der
Vereinswirt Clemens für seine angebotenen Grundstücke 650 bzw 360 Mark
fordere. Man interessierte sich besonders für den unteren Platz
(unterhalb des jetzigen Schützenplatzes an der Schetmickestraße), da
dieser "dem Fest mehr Besucher zuführe als der andere". Eigentlich
sollte die Platzfrage damit bis zur nächstjährigen Generalversammlung im
Jahr 1910 vertagt werden, doch dürfte sie schon eine Woche später,
nämlich in der Mitgliederversammlung am 14. März, im Mittelpunkt
hektischer Diskussionen gestanden haben. So wird berichtet, daß der
Vorstand sich nun endlich schlüssig geworden sei, den Clemens'schen
Platz für 600 Mark zu erwerben. Er meinte, nun sicher sein zu dürfen,
daß das langjährige Gerede um den Platzerwerb endlich zum Abschluß
gebracht und im Vereinsleben wieder Ruhe und Frieden eingekehrt sei. Der
Vorsitzende bedauerte abschließend die in dieser Sache aufgekommenen
Meinungsstreitigkeiten.
Damit waren die vereinsinternen Händel
jedoch noch nicht am Ende, denn die Mehrzahl der Mitglieder neigte mehr
zum Erwerb eines dem Gast- und Landwirt Hohleweg gehörendes, an der
unteren Mark gelegenen Grundstücks. In einer außerordentlichen
Generalversammlung am 4. Juli des Jahres wurde dann der frühere
Vorstandsbeschluß zum Kauf des vom Gastwirt Clemens angebotenen
Grundstücks kurzerhand wieder rückgängig gemacht; stattdessen entschied
sich jetzt eine Stimmenmehrheit für das Hohlewegsche. Der Kaufpreis
wurde zunächst mit 750 Mark angegeben. Die gerichtliche Umschreibung auf
den Schützenverein sollte baldmöglich erfolgen und mit den
Planierungsarbeiten wollte man auch schon bald beginnen.
Wie aus
den überlieferten Niederschriften zu entnehmen ist, scheint der
Vorsitzende Dornseiffer sich sehr für den Clemens'schen Platz stark
gemacht zu haben, und möglicherweise war auch unter seinem Druck die
Vorstandsentscheidung zustandegekommen. Die Mehrzahl der Mitglieder und
insgeheim wohl auch ein Teil des Vorstandes bevorzugten dagegen den dem
Landwirt Hohleweg gehörenden Platz, so daß es dann schließlich zu dieser
neuerlichen Entscheidung kam.
Die in dieser Angelegenheit
innerhalb des Vereins aufgekommenen Querelen führten seinerzeit sogar
fast zu einem Rücktritt des Vorsitzenden. Auch das Verhältnis zum
Vereinswirt Clemens trübte sich jetzt merklich: Eine vom Vorsitzenden in
den gerade erst fertiggestellten neuen Saal der Gastwirtschaft Clemens
(dieses Haus war bekanntlich am 8. Dez. 1908 einer Feuersbrunst zum
Opfer gefallen) für den 29. Juni einberufene Zusammenkunft der
Vereinsmitglieder wurde nach Angaben des Protokollführers nur von sechs
Personen besucht. Wörtlich heißt es dazu: "Der Grund des
Nichterscheinens ist wahrscheinlich darin zu suchen, daß die gegen den
Wirt Clemens erhobenen Anschuldigungen noch nicht aufgeklärt und somit
zum Benutzen des Lokals Heinrich Clemens kaum Stimmung unter den
Mitgliedern vorhanden war." Jedenfalls muß der Vorsitzende Dornseiffer
darüber sehr erbost gewesen sein, da er in dem schlechten
Versammlungsbesuch "eine direkte Widersetzung seiner Anordnungen gesehen
habe und dem Entschluß sehr nahe gewesen ist, sein Amt als Major und
Vorsitzender des Vereins niederzulegen".
Schon einige Tage
später, am 4. Juli fand dann die schon einmal erwähnte außerordentliche
Generalversammlung statt, zu der jetzt in den Gasthof Hohleweg
eingeladen worden war. Diesmal erschienen immerhin 32 Mitglieder. Der
stellvertretende Vorsitzende Heuel eröffnete an Stelle des demonstrativ
ferngebliebenen Vorsitzenden Dornseiffer die Versammlung, die sich dann
eindeutig für den Kauf des dem Gastwirt Hohleweg gehörenden Grundstücks
entschied.
Daß auch das Verhältnis zum Vereinswirt Clemens wegen
des Grundstückskaufs und wegen anderer Mißhelligkeiten getrübt gewesen
sein muß, beweist ein zu dieser Zeit unter den Mitgliedern
vorherrschender Wunsch, das Vereinslokal zumindest einmal für eine Zeit
lang nach Hohlewegs zu verlegen. Aber schon über das traditionelle
Matthäus-Treffen am 26. Sept., das übrigens wieder im neuen Saal des
Vereinswirtes Clemens stattfand, wird berichtet, "daß man hoffe, die
Sache wieder ins richtige Geleise zu bringen und mit dem Wirt Clemens
das Einvernehmen wieder herzustellen". Es war bei dieser Zusammenkunft
auch zu hören, daß der Verein jetzt neue Einnahmequellen erschließen
müsse, um die mit dem Platzkauf entstehenden Schulden wieder abzutragen.
So sollten zu diesem Zweck ab dem folgenden Jahr die Mitgliedsbeiträge
erhöht und die Freunde und Gönner des Vereins zu Spendenzeichnungen
aufgerufen werden.